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Gott walt´s, ich wag´s ! Unter diesem Wahlspruch begann Julius Neumann in Neudamm sein Lebenswerk, das er in rastloser Arbeit und treuester Pflichterfüllung im Laufe zweier Generationen aus bescheidensten Anfängen zu dem mächtigen Unternehmen geführt hat, das Hunderten von Angestellten und Arbeitern Brot brachte und noch bringt und immer aufs engste mit der Geschichte von Neudamm verbunden sein wird, hat es doch den Namen der Stadt in aller Welt zu einem guten Klang gebracht. Julius Neumann wurde am 21.September 1844 in Berlin geboren. Am 16.August 1859, als Fünfzehnjähriger, trat er in die Lehre in einen Druckereibetrieb. Nach einer arbeitsamen Zeit, in der er umfassende Kenntnisse in seinem Fach gesammelt hatte, kaufte er in Neudamm am 14.Oktober 1872 den in der Küstriner-Straße, im jetzigen Noackschen Hause, befindlichen Verlag des "Wochenblattes für die Stadt Neudamm und Umgegend". Er übernahm dabei an Personal einen Angestellten und einen Lehrling. Die Auflage des Blattes betrug damals etwa 200 Exemplare. Schon 1873 machte sich eine Vergrößerung des Betriebes notwendig, da die Abonnenten des Wochenblattes dauernd zunahmen und auch die Druckaufträge sich mehrten. Eine Papier- und Schreibwarenhandlung sowie eine Sortimentsbuchhandlung gliederten sich dem blühenden Unternehmen an. Im Januar 1874 errichtete er eine Zweigexpedition für das "Fürstenfelder Wochenblatt", die später mit der des "Neudammer Tageblattes" vereinigt wurde. Im Juni 1874 kam dazu die Zweigexpedition des "Vietzer Anzeigers", die hernach in die Hände des nunmehrigen Besitzers, Paul Schroeter, überging. Bis zum September 1876 hatte sich das Unternehmen derart entwickelt, daß ein Umzug in ein geräumigeres Gebäude notwendig wurde. Das jetzt Herrn Klinke gehörende Grundstück, Ecke Markt und Soldiner-Straße, nahm das vorwärtsstrebende Werk auf. Zuvor wagte J.Neumann eine Tat, auf der sichtbar des Segen Gottes ruhte: er rief den "Allgemeinen Landwirtschaftlichen Anzeiger" ins Leben, den er in 18.000 Exemplaren gratis und postfrei an sämtliche größeren deutschen Gutsbesitzer versandte. Zunächst waren die Kosten für dieses Unternehmen höher als die erwarteten Einnahmen, in einigen Jahren jedoch stand das Blatt fest. Das Blatt ist heute als erstes und vorzüglichstes Insertions-Organ in Landwirtschaftskreisen anerkannt. Im Jahre 1878 kamen in dem nunmehr erstarkten Verlage einige Bücher und Kalender heraus. "J.Neumanns Landwirtschaftliche Buchführung", bahnbrechend auf diesem Gebiete, fand hier ihren Ursprung. Die Buchhandlung konnte vergrößert und eine Leihbibliothek eingerichtet werden. Die unaufhaltsam fortschreitende Vergrößerung des Verlages machte endlich den Erwerb eines eigenen Geschäftshauses notwendig. 1879 kaufte J.Neumann das Grundstück Richtstraße 119, baute ein eigenes Druckereigebäude, vergrößerte seine Maschinenbestand und zog 1880 endgültig in das neue Heim. In demselben Jahr berief ihn das Vertrauen seiner Mitbürger ins Stadtparlament. Von seiner segensreichen Tätigkeit als Magistratsmitglied legen die Wallanlagen, der Rathausflügelbau und -Turm und Neumannswalde beredtes Zeugnis ab. Ein neues Wohnhaus, das 1881 an Stelle des alten Hauses Richtstraße 119 entstand, wurde bezogen. In diesem Jahre wurde auch der "Zentral-Anzeiger für Deutschlands Lederindustrie und -Handel" gegründet. Nunmehr nahm der Verlag die Richtung, die er auch heute noch innehält; die Liebe zur Natur zwang den Tatenfrohen in ihren Dienst. 1883 nahm J.Neumann die "Deutsche Jäger-Zeitung" in Verlag, stattete sie durch fachwissenschaftliche Beilagen aus und machte sie im Laufe der Jahre zum führenden Organ der deutschen Jägerei, das heute überall, wo die deutsche Zunge klingt, gelesen wird. Bald machte sich durch die dauernde Zunahme der Zeitungsabonnenten und des Versandgeschäftes eine ständige Vermehrung des Postpersonals notwendig und man musste auf Abwendung mancher Überstände sinnen. Die Post hatte damals schon bisweilen 50.000 Kreuzbandsendungen zu bezwingen. In den oberen Räumen der Druckerei wurde eine eigene Postabteilung eingerichtet, deren vorzügliche Neuerungen den General-Postmeister von Stephan einige Male zu Besuchen veranlaßten. Die "Deutsche Forst-Zeitung" kam 1884 zu den schon verlegten Zeitungen hinzu. Wieder mußte gebaut und hinzugekauft werden. Ab 1886 wurden in alle Räume des Betriebes elektrische Lichtleitungen gelegt. Auch auf diesem Gebiet wirkte er bahnbrechend. Als eine der ersten Druckereien in ganz Deutschland baute er damals einen Teil seines bisherigen Dampfbetriebes in einen elektrischen um. 1890 entstand das neue Postgebäude, in dem auch heute noch die Post als Pächterin wohnt und das durch eine Laufbrücke zur leichteren Beförderung der Zeitungen und Drucksachen mit der Buchbinderei verbunden ist. In demselben Jahr berief der Magistrat den Mann, der sich schon damals um das Ansehen der Stadt Neudamm verdient gemacht hatte, in seine Reihen. 1892 übertrug ihm die Stadt das Amt eines Beigeordneten, das er bis 1919 zu ihrem Wohle verwaltete. Durch Ankauf kam 1893 das "Landmanns Sonntagsblatt", das heute noch vielen deutschen Zeitungen beiliegt, in seinen Besitz. Auch dieses Blatt wurde unter seiner Leitung eine der gesuchtesten Beilagen für politische Zeitungen in allen deutschen Gauen. 1896 erfolgte die Umwandlung des gesamten Unternehmens in einen elektrischen Betrieb, da die Dampfkraft nicht mehr zur Inbetriebsetzung all der Maschinen ausreichte. 1897 wurde Julius Neumann zum Kommerzienrat und 1907 zum Geheimen Kommerzienrat ernannt. Inzwischen hatte sich aus dem Zeitungsverlag ein Buchverlag entwickelt. Zunächst waren es nur Werke jagdlichen Inhalts, die der Verleger herausbrachte, dann kamen jedoch auch bald andere hinzu. 1892 wurde die Drucklegung des 17bändigen Sammelwerkes "Hausschatz des Wissens" übernommen und durchgeführt. Inzwischen sind diesem ersten großen, bedeutenden Werk eine Unzahl anderer hervorragender Werke auf dem Gebieten der Forst-, Jagd-, Fischerei-, Landwirtschaft- und Naturwissenschaft gefolgt. Die 1900 gegründete Versuchsstation Neumannswalde und das Institut für Jagdkunde in Berlin trugen dazu bei, den Verlag und die Stadt in aller Welt bekannt zu machen. Die Reihe der Zeitschriften wurde ergänzt durch das Hinzukommen der "Fischerei-Zeitung", der "Zeitschrift für Schweinezucht", "Naturschutz", "Deutsche landwirtschaftliche Rundschau" und "Zeitschrift für Fischerei". Dazu kommt noch eine erkleckliche Anzahl von Werken unterhaltender Art und ein ausgebauter Formularverlag. Heute (1928) beschäftigt der Verlag über 500 Angestellte und Arbeiter. In Anerkennung seiner Verdienste um die Stadt und ihr Ansehen ernannte der Magistrat den Geheimen Kommerzienrat Julius Neumann zu ihrem Ehrenbürger. Allenthalben und von allen Seiten, Staat, Gemeinde, Vereinen, fanden diese seine Verdienste Ehrung und Anerkennung. |
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