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wurde am 28.Januar 1800 in Mühlhausen/Thüringen geboren und starb am 18.März 1865 in Berlin. Nach einer technischen Ausbildung und praktischer Bautätigkeit in Berlin legte Stüler 1827 seine Prüfung als Baumeister mit höchstem Lob ab. Unter der Förderung von Karl Friedrich Schinkel vollendete er seine Ausbildung zum Architekten. Seine Kontakte zu Friedrich Wilhelm IV. waren neben seinen Fähigkeiten der beruflichen Entwicklung förderlich. 1829 wurde er Hofbauinspektor, 1831 Hofbaurat und Direktor der Schlossbaukommission. 1842 schließlich Architekt des Königs. Unter seinen vielen architektonischen Entwürfen befindet sich auch der Plan zum Bau der Berliner Matthäus-Kirche, der auch der Neudammer Stadtkirche zu Grunde liegt. Die Zeitepoche, während derer das Neudammer Gotteshaus einmal entstanden ist - die Mitte des 19.Jahrhunderts - war in Europa weitgehend geprägt durch zwei Faktoren: zum einen war da die fortschreitende Industrialisierung. Sie brachte gewaltige ökonomische und gesellschaftliche Umwälzungen hervor. Den zweiten Faktor sehe ich in den vielfältigen Versuchen jener Zeit, einem wie auch immer empfundenen Verlust von Ganzheitlichkeit des Weltbildes etwas entgegen zu setzen. Etwas zu finden, das Sinn zu vermitteln versprach. Philosophen und Theologen, Naturwissenschaftler und Künstler beteiligten sich an dieser Sinnsuche. Unter anderem auch der Architekt Friedrich August Stüler. Er ging wie viele seiner Kollegen damals in der Vergangenheit auf die Suche nach Vorbildern, nach Vergewisserungen für die Gegenwart. Er studierte in ganz Europa die Kirchenbauten der Spätantike, der Romanik, der Gotik oder der Renaissance. Stüler war ein Romantiker, der im Formenschatz der Vergangenheit Orientierungshilfe für seine Gegenwart suchte. Dabei verschmähte er, was die technische Seite seiner Werke anbetraf, keineswegs die Errungenschaften der Ingenieurskunst seiner Zeit. Was in früheren Jahrhunderten das Handwerk leistete, war nunmehr weitgehend zur Industrieproduktion geworden. Schon die äußeren Bedingungen waren zu Stülers Zeit also völlig von denen seiner historischen Vorbilder verschieden. So kann es nicht verwundern, daß er sich nicht darauf beschränkte, Vergangenes einfach nachzubauen. Er verwendete vielmehr den Formenkanon vergangener Epochen, um aus diesem Repertoire unter den Bedingungen der eigenen Zeit Neues zu schaffen. Neues freilich, das seine Vergewisserung aus dem Althergebrachten bezog. Diese Kirche von Neudamm (heute Debno) ist fast das getreue Abbild der St.-Matthäus-Kirche in Berlin (sie ist aber im Gegensatz zu ihrem unmittelbaren Vorbild niemals zerstört worden). Deutlich lehnt sie sich an frühchristliche Basiliken des 4. bis 7.Jahrhunderts in Italien an, in Rom selbst oder auch in Ravenna. Der klare Aufbau einer byzantinischen Basilika mit ihren drei Schiffen, mit der Betonung der Horizontalen durch die Gestaltung des Mauerwerkes im Außenbau: alle diese Stilelemente entlehnte er dem Stil einer Zeit, da das Christentum sich noch als ungeteilte Größe dargestellt hatte und die unangefochtene Herrschaft über alle Bereiche von Kultur, Gesellschaft und Politik inne hatte. Wer näher hinschaut, findet überall an und in diesem Bau geheimnisvolle Hinweise auf die Zahl "drei": beim Campanile folgt auf das massige Untergeschoß dasjenige des lichten Arkadenumbaus und schließlich der nadelspitze Turmhelm. Das Schiff gliedert sich in drei gleich hohe Parallelbauten. Die Fenster der Seitenfronten sind jeweils zu Dreiergruppen zusammen gefasst. Alles dies ist kein Zufall. Mit den Formen der byzantinischen Kunst vermittelt der Meister des 19.Jahrhunderts den Gläubigen: die Einheit aller Christen und Kirchen, wie sie vor der ersten Jahrtausendwende gegeben war, liegt in dem Glauben an den dreieinen Gott begründet! Wenn wir so wollen: ein solcher Bau ist eben auch so etwas wie ein gebautes Glaubensbekenntnis. Das Bekenntnis zum Vater, zum Sohn, zum Heiligen Geist. |
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